Kiffen im Verein

Ein Glas Wein oder ein Joint nach Feierabend? Wenn der Entwurf zum Cannabis Gesetz (CanG) der Bundesregierung in Kraft tritt, haben Erwachsene in Deutschland künftig legal die Wahl. Ärzte, Juristen und Sicherheitsbehörden warnen mehrheitlich vor dem Ende der Prohibition. Wir sprachen mit Ina Buttler und Hannah Vasbender über Genuss, Sucht und komplexe Lebenswirklichkeiten. Plus: Beratungsstellen und Informationen zu Risiken

*Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form, meinen jedoch Menschen aller Geschlechter.

Ina Buttler, Diplom-Pädagogin und Sozialtherapeutin, leitet das Suchthilfezentrum Wiesbaden (SHZ; Foto: © SHZ). Das SHZ ist in das Netzwerk aus Suchthilfe, Jugendhilfe, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Beratungsdiensten und Selbsthilfegruppen sowie den mit Jugend- und Suchtproblemen zuständigen Ämtern der Stadt Wiesbaden eingebunden. Weitere Informationen.

Ina Buttler © SHZ
Hannah Vasbender ©SHZ

Hannah Vasbender ist Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin (Foto: ©SHZ). Sie ist Mitarbeiterin im Betreuten Einzelwohnen (BEW), im Projekt „HaLT – Hart am Limit“, einem Alkoholpräventivprogramm für Kinder und Jugendliche, und in der Eingliederungshilfe; sie unterstützt Erwachsene aus dem Wiesbadener Stadtgebiet mit einer Abhängigkeitserkrankung und körperlichen oder psychischen Begleiterkrankungen.

„Jeder Mensch sollte eine Chance haben, eine gute Entscheidung zu treffen, was den Konsum angeht“

(Hannah Vasbender)

Gesundheitskompass für Wiesbaden: Nach dem Entwurf der Bundesregierung zum Cannabisgesetz (CanG), sollen Erwachsene die bisher illegale Droge Cannabis unter Auflagen legal besitzen und konsumieren können. Unter anderem müssen sie Mitglied in einem Cannabis-Verein sein, einem sogenannten Social Club. Rechnen Sie mit mehr oder weniger Klienten, nachdem es in Kraft tritt?

Hannah Vasbender: Wir rechnen mit mehr Nachfrage in der ambulanten Suchtberatung, denn der Gesetzentwurf legt unter anderem Schwerpunkte auf Prävention und Jugendschutz. Darum denke ich, dass sich mehr Menschen über mögliche Beratungsangebote informieren werden. Im besten Fall werden Beratungsstellen wie unsere bekannter gemacht, und in der Folge hinterfragen Betroffene ihren Konsum frühzeitig, und nicht erst, wenn sich eine Abhängigkeit manifestiert hat.

Gesundheitskompass: Unbestritten ist, dass Cannabis abhängig machen kann. Nach Angaben der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ist die Wahrscheinlichkeit mit etwa neun Prozent jedoch deutlich niedriger als bei Nikotin, das mit 68 Prozent das höchste Suchtpotenzial hat. Auf Platz zwei liegt Alkohol mit 23 Prozent. Lässt sich daraus schließen, dass Cannabis eine vergleichsweise harmlose Droge ist?

Ina  Buttler: Nein, denn die Zahlen gelten nicht für Menschen mit erhöhter Vulnerabilität, also Anfälligkeit, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Es ist möglich, bereits nach wenigen Konsumeinheiten bezüglich einer Sucherkrankung gefährdet zu sein. Wie fragwürdig ein Ranking dieser Substanzgruppen ist, zeigt auch der Alltag in unserer Beratung.

Gesundheitskompass: Inwiefern?

I. B.: Nach dem Ranking müsste Nikotin die wichtigste Rolle in der ambulanten Suchtberatung spielen. Raucher sehen wir jedoch nur sehr vereinzelt. Der JJ-Suchthilfeverbund erreicht jährlich zwischen 5000 und 6000 Menschen. Im Jahr 2022 stand für die Mehrzahl eine Cannabisproblematik im Vordergrund, nämlich für knapp 36 Prozent. In der Gruppe der unter 18-Jährigen lag der Anteil mit 77,5 Prozent am höchsten, bei den über 50-Jährigen mit unter 10 Prozent am niedrigsten.

Gesundheitskompass: Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause hat das Oktoberfest die „weltweit größte offene Drogenszene“ genannt und dafür harsche Kritik geerntet. Warum wird Alkohol gefeiert und Cannabis bisher kriminalisiert?

I. B.: Das ist eine sehr interessante Aussage von Herrn Krause. Beide Substanzen sind gleichermaßen riskant. Es braucht einen differenzierten Blick auf die jeweilige Substanz, die Zusammensetzung und Wirkung.

Gesundheitskompass: Sind Sie für die künftig geltende legale kontrollierte Freigabe von Cannabis?

H.V.: Sie bringt einerseits Vorteile für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen, denn sie werden nicht länger mit Strafverfolgung konfrontiert. Andererseits bemerke ich in Beratungsgesprächen mit Jugendlichen, die erste Konsumerfahrungen gemacht haben, als Reaktion auf den Gesetzentwurf eine problematische Tendenz zur Verharmlosung, nach dem Motto, wenn es legal ist, dann kann es ja nicht so gefährlich sein.

I. B.: Es gibt unterschiedliche Gruppen von Konsumenten, für die unterschiedliche Antworten gelten. Die Bagatellisierung ist sicherlich eine Gefahr, denn Cannabis ist, entgegen dem, was viele denken, keine harmlose Freizeitdroge. Ein Verbot schreckt Menschen ab, die aus Neugierde einmal konsumieren wollen, und das ist gut. Doch eine suchterkrankte Person lässt sich von der Gesetzgebung nicht von dem Konsum abhalten.

Gesundheitskompass: Im Hinblick auf suchtkranke Menschen halten Sie die geplante Freigabe also für sinnvoll?

I. B.: Ich plädiere für einen differenzierten Blick, der einzelfallbezogen und lebensweltorientiert ist. Gut ist die geplante kontrollierte Freigabe im Hinblick auf Menschen, die ihren Konsum unter Kontrolle haben. Ich denke da an einen konkreten Fall, an einen Klienten Anfang 20, der gelegentlich am Wochenende konsumiert. Er ist auf einem E-Roller angehalten worden, weil er minimal zu schnell gefahren ist. In der Kontrolle wurde eine nicht erlaubte Menge bei ihm sichergestellt. Gerade für Menschen am Beginn ihres Berufslebens kann das ein gravierender Einschnitt sein.

Gesundheitskompass: In Portugal gilt seit Jahrzehnten Straffreiheit bei Drogenkonsum. Man muss nicht zur Polizei, sondern in ein Beratungsprogramm.

I. B.: Etwas Ähnliches gibt es bei uns auch. Der bereits genannte Klient erhielt die Auflage, einen sogenannten FreD-Kurs zur Frühintervention besuchen. Diese Maßnahme ist evaluiert und zeigt sehr gute Ergebnisse, was die  Wirksamkeit betrifft. In Einzelfällen könnte daher die geplante kontrollierte Freigabe eine verfrühte Strafverfolgung bei jungen Erwachsenen ab 18 Jahren verhindern.

Gesundheitskompass: Was sind Folgen des regelmäßigen Cannabiskonsums?

I. B.: Ich habe viele Jahre in einer Einrichtung der stationären Suchtrehabilitation gearbeitet. Mir sind damals wie heute viele Menschen begegnet, die unter massiven sozialen Folgen leiden. Mehrfach die Schule abgebrochen, Lehre abgebrochen, sozialer Rückzug, drogeninduzierte Psychosen, das sind Leidenswege, die ich leider oft gehört habe und immer noch höre. Vor allem junge Erwachsene zwischen 18 und 20 Jahren sind betroffen, die der geplante Gesetzesentwurf nicht besonders schützt wird.

H.V.: Weitere verbreitete Folgen des regelmäßigen Konsums sind Konzentrationsschwierigkeiten und Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses. Studien bestätigen, dass Cannabis vor allem in Gehirnen, die sich noch entwickeln, große neurologische Schäden anrichten kann. Es ist verständlich, warum sich Ärzteverbände gegen die Legalisierung aussprechen.

Gesundheitskompass: Der Gesetzentwurf sieht umfangreiche Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche vor, und die Droge bleibt für sie verboten.  

H.V.: Richtig, aber wie die Schutzmaßnahmen und das Gesetz konkret umgesetzt werden sollen, ist in vielen Punkten noch sehr unklar. Es soll zum Beispiel ein Konsumverbot in der Nähe von Schulen und Kitas und in öffentlichen Räumen gelten, in denen sich Kinder und Jugendliche bevorzugt aufhalten, etwa in Fußgängerzonen. Wenn jemand raucht, lässt sich das vielleicht kontrollieren, aber was, wenn jemand einen Keks isst?

Gesundheitskompass: Justiz und Sicherheitsbehörden warnen vor dem Ende der Cannabis-Prohibition. Der erhebliche personelle und zeitliche Zusatzaufwand, den die Kontrolle und Umsetzung des Gesetzes erfordere, sei nicht zu stemmen. Und gleichzeitig werde durch das Gesetz der Schwarzmarkt nicht eingedämmt. Das belegen auch Zahlen aus den USA.

I. B.: Der Schwarzmarkt wird auch hierzulande weiter bestehen, das sehe ich auch so. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich in fast allen Städten und Regionen eine stabile Infrastruktur aufgebaut. Es ist wesentlich einfacher, die Droge vom Dealer zu kaufen oder sich liefern zu lassen, als Mitglied in einem Verein zu werden, wo man seine Daten hinterlegen und bestimmte Kriterien erfüllen muss. 

H.V.: Der Schwarzmarkt stellt auf jeden Fall eine große Gesundheitsgefahr dar. Wer dort kauft, kennt weder den Wirkstoffgehalt, noch kann er oder sie sich darauf verlassen, dass das Haschisch oder Marihuana, die beiden handelsüblichen Cannabisprodukte, nicht mit giftigen oder schädlichen Substanzen verunreinigt sind. Eine reglementierte, legale Abgabe schützt die Konsumenten bezüglich der Produktqualität. Wenn das Regelwerk allerdings allzu komplex ist, schreckt es tendenziell ab, und der Weg in den Park oder ein Mausklick erscheint attraktiver.

Gesundheitskompass: Nikotin und Alkohol, vergleichbar risikoreiche Drogen, bekommt man relativ einfach im Supermarkt oder aus Automaten. Der Ausweis mit der Altersbescheinigung genügt. Warum funktioniert das bei Cannabis nicht?

I. B.: Ich denke, dass die Ausweiskontrolle nur sehr eingeschränkt wirkt. Jugendliche, die konsumieren wollen, schicken einfach ältere Freunde zum Einkaufen. Übergaben kann man vor jedem großen Supermarkt beobachten.

H.V.: Wer konsumieren will, findet Wege. Auch bei der Abgabe über Vereine werden sich Lücken auftun, und Minderjährige werden an die Droge kommen. Das wirksamste Mittel, Missbrauch zu verhindern, sind nicht Gesetze, sondern ist die umfassende Prävention.

I. B.: Konkret muss man bei Förderung der Lebenskompetenzen ansetzen, also bei der Stressbewältigung, bei der Kommunikationsfähigkeit, beim Stärken des Selbstbewusstseins und bei Informationen über risikoarmen, bewussten Genuss. Risikofreien Genuss gibt es nicht.

Gesundheitskompass: Lebenskompetenz kann man bereits in der Kita schulen.

I. B.: Richtig, Prävention beginnt mit der frühkindlichen Erziehung zum selbstbewussten Handeln und Entscheiden. Eine stabile Erziehung und eine nachhaltige Förderung der Lebenskompetenz sind der beste Schutz vor Gruppenzwang und Manipulation. Sie bildet damit stabile Grundlagen für gute Entscheidungen.

Gesundheitskompass: Mit Manipulation meinen Sie romantisierte oder heroische Bilder, wie sie im US-Kino seit der Legalisierung in weiten Teilen des Landes üblich sind? Ist die Heldin gestresst oder will der Held feiern, zündet sie oder er gern mal einen Joint an.

I. B.: Genau. Direkte Werbekampagnen sind und bleiben zwar verboten, aber ein Image, das vermeintliche Idole vermitteln, lässt sich nicht gesetzlich kontrollieren. Die Kompetenz, solche Filmszenen als Verharmlosung zu erkennen, liegt beim einzelnen Zuschauer.

H.V.: Jeder Mensch sollte die Chance haben, eine gute Entscheidung zu treffen, was den Konsum angeht. Prävention und Intervention in Beratungen zielen darauf ab, Menschen zu befähigen, verantwortlich zu entscheiden.

Gesundheitskompass: Bei Alkohol gibt es einen Slogan, der risikoarmen, verantwortlichen Konsum auf den Punkt bringt: ,Kenn dein Limit'. Gilt das auch für Cannabis?

I. B.: Ja, unter anderem. In der Beratungsstelle haben wir Tipps und Handouts zum risikoarmen Konsum, die wir der Zielgruppe anbieten (mehr dazu unter: „Richtlinien“).

Gesundheitskompass: Egal ob mit oder ohne Cannabis Gesetz, für Eltern ist es ein Albtraum, wenn das Zimmer des Teenagers eines Morgens plötzlich nach Marihuana riecht. Wie sollten sie reagieren?

H.V.: In dem exemplarischen Fall besteht kein Grund, direkt in Panik zu verfallen und sich eine Drogenkarriere auszumalen. Die Pubertät ist die Zeit der Neugierde und des Ausprobierens. In diesem Kontext kann das Experimentieren mit Cannabis normal und harmlos sein.

Gesundheitskompass: Sollten sich Eltern dennoch bei einem vermeintlichen Erstkontakt an eine Beratungsstelle wenden?

I. B.: Wenn sie besorgt sind und sich informieren wollen, natürlich! Ich begrüße Angehörige immer mit: ,Gut, dass Sie hier sind'. In der Beratung mit Teenagereltern würden wir als erstes den Druck und die Panik herausnehmen. Geht das Kind weiter zur Schule? Macht es weiter Sport? Sind die Noten weiterhin okay? Trifft es sich noch mit Freunden? Nur eine genaue individuelle Erhebung der Situation kann aufzeigen, welche Strategien zu empfehlen sind.

H.V.: Selbst wenn sich Verhalten und Noten zum Schlechteren verändern, hilft es nichts, in den Kontrollmodus zu verfallen und mit Verboten, Überwachung und Strafen zu reagieren. Das Kind wird sich zurückziehen, man verliert das Vertrauen und den Kontakt, bis man gar nicht mehr weiß, was das Kind macht und denkt. Wichtig ist, in Kontakt zu bleiben und das Vertrauen und Selbstvertrauen zu stärken.

Gesundheitskompass: Was sind Alternativen zu Kontrolle und Verboten?

I. B.: Jede Familie hat andere Voraussetzungen, und für jede Familie gibt es eigene Kommunikationsstrukturen. Verallgemeinernd könnte man sagen, die Alternative sind Gespräche und Begegnungen mit dem Kind oder Jugendlichen auf Augenhöhe.

H.V.: Man kann gemeinsam mit dem Kind Regeln aufstellen, die für das Konsumieren gelten, zum Beispiel niemals an Schultagen zu kiffen oder niemals zuhause. Bei einem Verstoß muss es Konsequenzen geben, die jedoch nicht die Beziehung belasten sollten. Es bringt nichts, sich aufzuregen und drei Tage nicht mit dem Kind zu reden. Man könnte eher etwas gemeinsam vereinbaren, etwa die Verpflichtung, mit in die Beratung zu kommen.

Gesundheitskompass: ,Ich habe nicht inhaliert', sagte einst Bill Clinton über seinen Cannabiskonsum als junger Mann. Viele aus der heutigen Großeltern- und Elterngeneration haben eigene Erfahrungen mit Cannabis. Sollte man das den Kindern gegenüber zugeben?

H.V.: Gegenüber Teenagern empfehle ich das nicht. Doch bei einem erwachsenen Kind kann eine freundschaftliche Ebene im Einzelfall Vertrauen aufbauen und hilfreich sein.

I. B.: Einem jungen Kind von eigenen Drogenerfahrungen zu erzählen, ist in jedem Fall problematisch. Eltern haben einen Erziehungsauftrag. Dem werden sie damit nur bedingt gerecht.

Gesundheitskompass: Der Vergleich mit Alkohol und Nikotin drängt sich auf. Viele junge Kinder erleben, wie die Eltern konsumieren, in vielen Fällen regelmäßig und zu viel.

H.V.: Leider ist das so. Kinder von Konsumenten haben ein höheres Risiko selbst zu konsumieren, aber es ist nicht ihr Schicksal. Unabhängig davon, ob eine Droge legal oder illegal ist, bilden eine stabile Erziehung, Lebenskompetenzförderung und Informationen einen wirksamen Schutz.

Gesundheitskompass: In den USA ist die Zahl der Cannabiskonsumenten nach der Legalisierung nicht angestiegen. Das bestätigen auch Zahlen aus andern Ländern mit einer liberalen Drogenpolitik. Spricht das für das geplante CanG?

I. B.: Die Entwicklung in anderen Ländern kann nur bedingt für Prognosen in Deutschland herangezogen werden. Ich hoffe jedenfalls, dass das Gesetz dazu beitragen wird, dass Kommunen, Land und Bund mehr Fördermittel für notwendige Präventionsprogramme und Beratungsangebote zur Verfügung stellen und wir mehr Menschen erreichen können.

H.V.: Ob Legalisierung oder nicht, man kann Rauschdrogen nicht aus der Menschheitsgeschichte wegdenken, aber man kann Menschen befähigen, verantwortlich damit umzugehen.

Gesundheitskompass: Frau Buttler, Frau Vasbender, vielen Dank für das Gespräch!

Adressen & Informationen

Richtlinien zu risikoarmen Cannabiskonsum

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfgA) rät Menschen, die intensiv, also regelmäßig mehrmals täglich konsumieren, folgende wissenschaftlich fundierte Richtlinien einzuhalten. Die Empfehlungen können auch helfen, gelegentlichen Konsum zu kontrollieren.

  1. Abstinenz: „Der einfachste Weg, um jeglichen Schaden durch Cannabis zu vermeiden, ist die Abstinenz. Wer aber Cannabis konsumiert, sollte über die Risiken Bescheid wissen.“
  2. Später Einstieg: „Das Problem der Abhängigkeit und anderer wichtiger Risiken ist höher, je früher in den Konsum eingestiegen wird. Daher sollte der Einstieg möglichst nicht vor 16 Jahren, besser erst mit 18 Jahren oder noch später erfolgen.“
  3. Niedrige Konsumfrequenz: „Besonders häufiger, also täglicher oder fast täglicher Konsum, kann gravierende Folgen nach sich ziehen und sollte deshalb vermieden werden.“
  4. Hilfe in Anspruch nehmen: „Wer Probleme damit hat, seinen Konsum zu kontrollieren, sollte aus dem Konsum aussteigen. Wem dies ohne Unterstützung nicht gelingt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.“
  5. Kein Tabak: „Um Risiken für die Atemwege zu vermeiden, sollte Cannabis (in dieser Reihenfolge) nicht mit Tabak zusammen geraucht werden; tiefes Inhalieren und  Atemanhalten sollen vermieden werden; Vaporisatoren statt Joints oder Wasserpfeifen sollen genutzt werden.“
  6. Konsum dosieren: „Hochpotentes Cannabis erhöht das Risiko für psychotische Symptome. Konsumierende sollten vorsichtig dosieren und lernen, nur so viel zu konsumieren, wie sie für den gewünschten Rauschzustand benötigen.“
  7. Kein Cannabis am Steuer: „Da Cannabis das Fahrvermögen beeinträchtigt, sollte der Konsum mindestens drei bis vier Stunden zurückliegen und länger, wenn eine hohe Dosis verwendet wurde oder die Wirkung noch spürbar ist.“
  8. Generelle Abstinenz für spezielle Gruppen: „Die Wahrscheinlichkeit für cannabisbezogene Probleme ist erhöht bei bei Schwangeren, älteren Personen, Personen mittleren Alters mit Herz-Kreislauf-Problemen und bei Personen, die bereits eine Psychose hatten oder die Angehörige ersten Grades haben, die schon einmal an einer Psychose erkrankt waren.“

Beratungsstellen

+ Suchthilfezentrum Wiesbaden

+ FES Drogenselbsthilfe Wiesbaden

+ Hessische Landesstelle für Suchtfragen

+ Regionale Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen finden Sie im Gesundheitskompass für Wiesbaden   

+ Deutschlandweite Adressen listet das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

+ Sucht & Drogen Hotline der BZgA für Sucht- und Drogenfragen. Die Nummer ist täglich rund um die Uhr zu erreichen. Die Beratung ist auch anonym möglich. Ein Anruf kostet 20 Cent. Tel: 01806 - 31 30 31

+ Das Bundesgesundheitsministerium beantwortet Fragen zum Cannabisgesetz (CanG) und bietet zahlreiche weitere Informationen.  

Kritische Stimmen

+ Mehr Belastung statt Entlastung der Justiz prognostiziert der Deutsche Richterbund.

+ Mangelnden Jugendschutz und weitere Gefahren befürchtet die Bundesärztekammer

+ Die Legalisierungspläne der Bundesregierung führten zu einer Gefährdung der psychischen Gesundheit und der Entwicklungschancen junger Menschen in Deutschland, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.