Thema Frühjahrsputz

© adobe stock(3); privat(1)

Gesundes Putzen von A bis Z

Der Frühling ist da  – und mit ihm das Bedürfnis, Schlieren, Staub, Flecken und Wollmäuse zu bekämpfen. Der Umweltladen des Umweltamts Wiesbaden und mymedAQ geben Anregungen, wie der Frühjahrsputz nachhaltig und schonend für die Gesundheit und die Umwelt gelingt. Plus: Adressen für weitere Methoden und Rezepte – und ein Warnhinweis vor Hantaviren des Bundesgesundheitsministeriums.

Allzweckreiniger. Es gibt kaum einen Haushaltsschmutz, der nicht mit Muskelkraft, Zeit und Wasser zu beseitigen ist. Putzmittel helfen, Kraft und Zeit zu sparen. Doch statt einem Sortiment, das Regale füllt, genügen vier Arten: Allzweckreiniger, Spülmittel, Badreiniger und Scheuermilch, jeweils möglichst ph-neutral und biozertifiziert.

Biosiegel. Produkte, die mit dem Blauen Engel, ECOCERT, Nature-Care-Product-Siegel und dem EU-Ecolabel gekennzeichnet sind, schonen die Umwelt bei der Herstellung und Entsorgung. Der Preisvergleich wird zeigen, dass herkömmliche Mittel nicht unbedingt billiger sind.

Chemikalien. Zu den besonders problematischen Stoffen zählen Erdöl-Tenside, Palmöl-Tenside, Isopropanol, Ammoniumverbindungen, Phosphor, synthetische Duftstoffe, insbesondere einige Moschusverbindungen, und Konservierungsstoffe, darunter Formaldehyd. Inhaltsstoffe müssen auf der Verpackung angegeben sein.

Dampfreiniger. Ein Zischen und Fauchen und alles ist sauber: Böden, Oberflächen aller Art, Fugen, Teppiche,Textilien, Matratzen, Polster. Klingt märchenhaft und ist es auch: Wasserdampf ersetzt Putzmittel. Die Gegenrechnung mit dem Stromverbrauch und Anschaffungspreis für das Gerät kann darum in kurzer Zeit aufgehen.

Effizienz. Drei Faustregeln haben sich bewährt, um Zeit und Arbeit zu sparen. Erstens: von der Decke Richtung Boden putzen. Zweitens: wenig genutzte Räume zuerst, häufig frequentierte Bereiche zuletzt putzen. Drittens: Schmutz direkt beseitigen. Wer Wasserflecken auf Armaturen und an Duschwänden, Krümel im Backofen, Essensreste in der Spüle und Seifenspuren im Wachbecken direkt wegwischt, muss später nicht schrubben und polieren.

Fenster. Spiritus und Lederlappen, Spülmittel und Baumwolltuch, heißes Wasser und Abzieher – Glaubenskriege werden über die Frage ausgefochten, wie Glas am besten von Staub und Schlieren befreit wird. Einen eindeutigen Gewinner gibt es nicht: Die Methode ist Geschmackssache. Aus ökologischer Sicht gilt: so wenig mildes Bio-Putzmittel wie nötig verwenden und auf Einweg- und Mikrofaserlappen verzichten. Ihr Abrieb enthält Mikroplastik, das Gewässer belastet und der Gesundheit schadet.

 

Umweltladen Wiesbaden ©privat
Keime in Küche und Bad

Gesundheitsrisiken. Auf einem zehn Quadratzentimeter großen Stück Lappen oder Schwamm leben rund eintausend Millionen Keime, darunter auch welche, die krank machen können. So lassen sie sich bekämpfen: 

  • nach Gebrauch mit heißem Wasser ausspülen.
  • regelmäßig im Besteckkorb der Spülmaschine mitreinigen.
  • regelmäßig zwei Minuten in die Mikrowelle legen, sofern sie kein Metall enthalten.
  • regelmäßig in der Waschmaschine bei 60 Grad waschen.
  • Flächen nach dem Wischen generell abtrocknen.
  • Kein Desinfektionsspray oder antibakterielles Mittel verwenden, ausgenommen bei ärztlicher Anordnung.

Hausmittel. Bewährt haben sich:

  • Zitronensäure oder -saft gegen Kalk, Verfärbungen und Keime.
  • Essig oder Essigessenz, ebenfalls gegen Kalk, Verfärbungen und Bakterien. 
    (Beide Reiniger eignen sich nicht für Marmor-, PVC- und Kalksteinoberflächen.)
  • Sodapulver (auch genannt: Waschsoda oder Natriumcarbonat) löst Fett.
  • Backpulver (auch genannt: Natron oder Natriumhydrogencarbonat), vermischt mit Wasser, beseitigt Verkrustungen. 
  • Natron, gemischt mit Essig, ist ein wirksamer Abflussreiniger. 
  • Wiener Kalk (auch genannt: Calcium-Magnesium-Carbonat), vermischt mit Spülmittel, ergibt eine ökologische Scheuermilch. 

Igitt. Die verbreitete Reaktion auf verstopfte Ausgüsse geht oft einher mit dem Kauf eines aggressiven Rohrreinigers. Sanfte Alternativen sind:

  • Metallsiebe für den Ausguss, die Haare oder Essensreste auffangen.
  • Gummisaugglocken.
  • Drahtspiralen für hartnäckige Fälle.
  • Vier Esslöffel Natron in den Ausguss geben, eine halbe Tasse Essig dazu gießen und danach langsam ca. anderthalb Liter warmes Wasser aufschütten. Gegebenenfalls nach einigen Stunden wiederholen. 

Jute & Co. Die gesunde Alternative zu Kunststoffschwämmen und Mikrofasertüchern sind Lappen aus Naturfasern – gegebenenfalls zugeschnitten aus aussortierten Bezügen, Kleidungstücken etc. –, Bürsten mit Naturborsten, Schwämme aus Metallgewebe oder Luffa, einem Kürbisgewächs; letztere lassen sich mit Essigwasser reinigen und halten etwa ein Jahr.

Konzentrate. Viele Ökoputzmittel gibt es als Essenzen, Tabs und Pulver, die mit Wasser vermischt werden. Die Reiniger in material- und müllsparenden Nachfüllpacks sind oft die preiswertere Variante.

Lebensmittel als Reiniger. Die Klassiker sind Backpulver, Essig und Zitronensaft. Bevor sie nicht mehr ganz frisch im Biomüll landen, können zum Beispiel auch folgende Lebensmitel als Putzmittel zum Einsatz kommen:

  • Stangensellerie würfeln und mit Wasser aufkochen und kurz einwirken lassen, löst verkrustete Pfannen- und Topfböden. 
  • Ketchup in der Spüle verteilen, einwirken lassen und nachspülen. Er löst Ablagerungen und Verkalkungen.
  • Bier oder Cola lässt Rost und Rostflecken verschwinden. Textilien tränken, Gegenstände in Bier oder Cola einlegen, jeweils über Nacht einwirken lassen, ausspülen, beziehungsweise abspülen und polieren. Auch zum Polieren von Silber sind die Getränke geeignet.

Milben. Wir teilen unseren Haushalt mit Hundertausenden der etwa 0,1 Millimeter kleinen Tiere. Ihre Ausscheidungen können Allergien verursachen, darum ist es auch für gesunde Menschen empfehlenswert, die Population möglichst klein zu halten. Das Bundesumweltamt gibt Tipps, darunter:

  • Regelmäßig lüften.
  • glatte Böden regelmäßig wischen. 
  • Betten morgens einige Stunden lang aufgeschlagen lassen.
  • Luftfilter regelmäßig austauschen oder warten lassen.
  • auf Rauchen in der Wohnung verzichten.

Nüsse statt Waschpulver. Waschnüsse, biologische Waschkugeln und Seifenkraut sind laut Nabu-Bundesverband nicht wirksamer als Wasser allein und darum zwar umweltfreundlich – aber überflüssig. Tipps fürs umweltschonende Waschen:

  • Wasserhärte bei der Stadt erfragen und die Mittel entsprechend dosieren.
  • generell sparsam dosieren.
  • nur voll beladene Maschinen anstellen.
  • niedrige Temperatur wählen: 20 Grad bei Buntwäsche und 40 Grad bei Weißwäsche genügen; einmal pro Monat einen Waschgang mit 60 Grad machen, um das Wachstum von Keimen zu verhindern.
  • auf Hygienespüler verzichten (ausgenommen auf ärztlichen Rat).
  • auf Weichspüler verzichten; als Ersatz zwei TL Natron oder Soda in 100 ml Wasser lösen und ins Weichspülfach füllen.
  • Pulverwaschmittel bevorzugen, es enthält in der Regel weniger aggressive Chemikalien als Flüssigwaschmittel.
  • Mittel mit Biosiegel bevorzugen.
  • duftfreie Mittel bevorzugen.
  • Oft kann Lüften eine Wäsche ersetzen.

Ofen. Nichts anbrennen lassen ist die Devise. Backofenreiniger gehören zu den wohl aggressivsten Haushaltsreinigern und können mit sofortigem Auswischen erfolgreich aus dem heimischen Putzmittelsortiment verbannt werden. Auch die Pyrolyse-Funktion einiger Öfen, die Rückstände durch hohe Temperatur verkohlen läßt, ist fragwürdig: Sie verbraucht aber eine Menge Energie.

Plastik. Auf die Verpackung kommt es an:

  • (Öko-)Pappe oder abbaubarer Kunststoff statt herkömmlichen Kunststoff bevorzugen.
  • Konzentrate sparen Verpackungsmaterial.
  • Wasch- und Reinigungsmittel in Unverpackt-Läden kaufen und in mitgebrachte Gefäße füllen.
  • Mikroplastik vermeiden. Der Schadstoff ist in vielen Mitteln enthalten. Er ist nicht biologisch abbaubar und reichert sich in Gewässern, Böden, der Luft und im Körper an. Falls Mikroplastik nicht eindeutig auf der Verkpackung als Inhaltstoff zu erkennen ist, helfen u.a. Beratungstellen wie der Umweltladen des Umweltamts der Stadt Wiesbaden.

Quaste und Wedel. Staubwedel als Einwegware produzieren Müll. Besser sind waschbare Tücher und, für nicht-Veganer*innen, der klassische, langlebige Federwisch. Im Übrigen sollten Fenster beim Abstauben geschlossen bleiben, um möglichst wenig Staub aufzuwirbeln.

Recycling. Aufräumen bedeutet oft auch Entrümpeln. Bevor Dinge sortiert im Müll landen, lohnt es sich zu prüfen, ob sie wiederverwendet werden können. Das gilt nicht nur für Textilien, sondern auch für Korken, Kerzen, Brillen, Bücher und einiges mehr. Informationen und Sammelstationen bietet z.B. der Umweltladen des Umweltamts der Stadt Wiesbaden.

Sparsamkeit. Weniger ist mehr. Das Motto gilt sowohl für das Dosieren von Putzmitteln, als auch für die Häufigkeit des Putzens. Einige Studien sprechen für übermäßige Sauberkeit und Hygienemaßnahmen als eine Ursache für die Zunahme von Allergien. Wenn also aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht, sind eine vereinzelte Wollmaus und eine Staubschicht auf dem Kleiderschrank kein Gesundheitsrisiko.

Testberichte. Wie sieht es mit der Umwelt-, Haut-, Kinderverträglichkeit von Reinigern aus? Beratungsstellen wie der Umweltladen des Umweltamts Wiesbaden stellen zahlreiche Untersuchungen kostenlos zur Verfügung.

Umweltfreundlich putzen

Umweltfreundliche Reiniger kann man selber mischen. Auch sie sollten, wie alle Putzmittel, kindersicher aufbewahrt werden. Drei Rezepte:

Allzweckreiniger

  • 1 Teelöffel fein geriebene Kernseife
  • 1 TL Natron
  • 1 TL Zitronensaft
  • 250 ml warmes Wasser
  • Zutaten vermengen, direkt verwenden oder abfüllen.

Glasreiniger und Kalklöser

  • 250 ml warmes Wasser
  • 250 ml Essig
  • Vermengen und in eine Sprühflasche füllen.

Badreiniger

  • 50 g selbstgemischter Allzweckreiniger (siehe oben)
  • 50 g Zitronensäure  
  • 500 ml warmes Wasser
  • Vermengen und in eine Sprühflasche füllen.

Vanille, Zitrone und andere Raumdüfte, auch auf natürlicher Basis, enthalten Stoffe, die ökologisch und gesundheitlich bedenklich sein können. Ganz verzichten sollte man auf WC-Duftsteine. Sie können nicht nur Allergien begünstigen, sondern auch Ihre Herstellung und Entsorgung sind oft problematisch. Alternative zu Raumdüften: viel lüften, getrockene Kräuter, Blüten oder nachhaltige Blumensträuße aufstellen.

Watt pro Stunde. Der Energieverbrauch von Waschmaschine, Staubsauger und anderen Reinigungsgeräten ist oft erheblich. Ob es sich lohnt, ein altes Gerät gegen ein sparsames neues auszutauschen, lässt sich mit Hilfe von Strommessgeräten bestimmen, die den Verbrauch ermitteln. Gegen eine Kaution von 50 Euro kann man sie z.B. im Umweltladen des Umweltamts Wiesbaden ausleihen.

Xerophil, nennen Biologen die Eigenschaft von Lebensformen, bei Trockenheit zu gedeihen. Schimmel dagegen ist auf Feuchtigkeit angewiesen und sich mit Trockenheit verhindern. Hat er sich trotz richtigem Heizen und Lüften gebildet, kann man  kleine Stellen wie Fugen zunächst mit sanften Mitteln bekämpfen, die man aufträgt, einwirken lässt und abwischt:

  • unverdünnte Essigessenz.
  • mindestens 70-prozentiger Alkohol.
  • Schimmelsprays mit Bio-Siegel.
    Beim Schimmel entfernen Handschuhe und Maske tragen. Bei großflächigen Stellen sollte ein Baufachmann zurate gezogen werden.

Yoga. Stärkt die Muskeln, entspannt den Geist, bessert die Laune  – was auch fürs Putzen gelten kann. Genießen Sie es, am besten gemeinsam mit der Familie. Ideen, wie es Spaß machen kann:

  • Musik hören.
  • Beim Betten beziehen und Polstermöbel reinigen eine Pause für eine Kissenschlacht einplanen.
  • Kinder den Boden im Pippi Langstrumpf Stil schrubben lassen: mit Lappen unter den Füßen
  • Erwiesen ist: Arbeiten wie Putzen, die kurzfristige Erfolge bringen, steigern die Zufriedenheit.

Zedernholz und Lavendelsäckchen helfen, Motten aus Kleider- und Vorratsschränken zu vertreiben. Wer zu Allergien neigt, kann die Insekten auf andere Weise sanft bekämpfen:

  • Schränke mindestens einmal pro Jahr ausräumen und mit Essigwasser auswischen.
  • betroffene Kleidung bei mindestens 50 Grad Celsius waschen
  • oder mindestens eine Woche lang einfrieren
  • oder einige Stunden lang in die pralle Sonne legen.
  • Einige schwören auf Schlupfwespen, deren Larven man online bestellen kann. Die Insekten werden in den betroffenen Schränken ausgesetzt und fressen, statt Pullover und Nudeln, ausschließlich die Eier der Motten. Geht ihnen die Nahrung aus, stirbt die Population.
  • Pheromon-Fallen sind umstritten. Sie locken nicht nur die Schädlinge im Schrank an, sondern auch neue Eindringlinge.
    Aggressive chemische Schädlingsbekämpfungsmittel sollten nur von Fachleuten verwendet werden.

Adressen und weitere Informationen

UMWELTLADEN WIESBADEN

Seit 1990 betreibt das Umweltamt der Stadt Wiesbaden die Mischung aus Galerie, Seminarraum, Beratungsstelle und Bioladen: Kaufen kann man zum Beispiel Honig aus der Region und Nistkästen. Derzeit beraten vier Mitarbeiter*innen die Bürger*innen kostenlos zu den Themen Umwelt, Natur, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Auch Vorträge, Exkursionen, Workshops und mehr als 250 Ausstellungen zählen zum Angebot, aktuell ab März 2023 über Wildbienen und Hummeln; die Hauptzielgruppe sind Schulkinder und Jugendliche. Gut angenommen werden auch die Recycle-Stationen, zum Beipiel für Brillen, das „Reparatur-Café“ für elektronische und elektrische Geräte, die Büchertausch-Ecke und Kleidertauschaktionen. Bitte Termine telefonisch, im Laden oder per E-Mail erfragen.
Luisenstraße 19
65185 Wiesbaden
Tel. 0611 21 2600
umweltberatung@wiesbaden.de
Öffnungszeiten und weitere Informationen 

 

ACHTUNG HANTAVIREN!
Im Zusammenhang mit dem Frühjahrsputz warnt das Bundesgesundheitsministerium aktuell vor Hantaviren. Sie können grippeähnliche Symptome verursachen und in Einzelfällen lebensbedrohlich sein. Überträger sind die auch hierzulande verbreiteten Rötel- und Brandmäuse, die den Erreger mit Kot, Urin und Speichel ausscheiden. Um beim Saubermachen in Keller, Garten und Nebenräumen nicht damit in Berührung zu kommen, rät das Ministerium, Maske und Handschuhe zu tragen, die Räume vor dem Saubermachen eine halbe Stunde lang zu lüften und Oberflächen vor dem Wischen anzufeuchten, um möglichst wenig Staub aufzuwirbeln. Wer Mäusekadaver und Ausscheidungen entsorgen muss, sollte sie zuvor mit Allzweckreiniger besprühen.

NOCH FRAGEN ZUM GESUNDEN PUTZEN?
Antworten finden Sie z.B. auch bei folgenden Stellen: 

Umweltbundesamt

Word Wildlife Fond WWF

Bund – Friends of the Earth Germany

Blauer Engel – Das Umweltzeichen

Utopia Online-Magazin

Öko-Test

Nabu-Bundesverband